Varia VS3 Espressomühle im Test

Varia VS3 Espressomühle im Test

In fast allen Testbereichen leistet die Varia VS3 sehr gute Arbeit. Damit schwingt sie sich zur Top-Empfehlung im Espressomühlen-Einstiegsbereich. Wir haben die Varia VS3 über viele Monate in der Kaffeeschule sowie Zuhause getestet. Angeschaut wurden dabei sowohl die Versionen VS2 als auch VS3.

Unser Ziel als Kaffeemühlen-Tester und Rösterei ist, für euch Zuhause das beste Equipment zu finden, damit ihr unsere Kaffees damit bestmöglich zubereiten könnt. Mit der Varia VS3 sind wir auf einer sehr spannenden Spur.

Kleiner Preis, kleine Größe – gute Leistung?

Mit einer Breite von nur 9 cm, eine Höhe von 31 cm und einer Tiefe von 14,8 cm (mit Stecker 16,3 cm) ist die Varia VS3 eine der schmalsten Mühlen auf dem Markt. Der schwarz oder weiß lackierte Edelstahl-Korpus ist elegant und sieht insbesondere neben schwarzen und weißen Maschinen edel aus. Die Mühle steht trotz des geringen Gewichtes von nur 3,7 kg solide auf dem Tisch.

Dieser Aspekt der Mühle überrascht insgesamt positiv: die äußere Wertigkeit übertrifft die Erwartungen, angesichts eines für eine Espressomühle niedrigen Preises von 370 €. Zum Zeitpunkt des Testes haben wir die Mühle für geringe 270 CHF in der Schweiz gesehen, was aber ein Sonderangebot zu sein scheint.

Die Mühle ist mit einem 48mm konischen Mahlwerk ausgestattet, dessen Kern einen inneren Durchmesser von 38mm hat. Dieses Mahlwerk ist aus hochstickstoffhaltigem 420er Edelstahl gefertigt. Varia gibt für das Mahlwerk eine Haltbarkeit von 150 kg Kaffee an. Das ist deutlich weniger als das, was andere Hersteller anvisieren. Gehen wir von 80 Espressi pro Kilogramm aus, so kommen wir auf 12.000 Espresso-Extraktionen. Anschließend lässt sich das Mahlwerk auch einfach wechseln, zumal Varia weitere Kegel mit unterschiedlicher Perfomance im Angebot hat. Diese testen wir derzeit und werden die Ergebnisse dazu später ergänzen.

Doch was leistet die kleine Mühle und wie schmeckt der Espresso? Das erfahrt in in unserem Testvideo und in diesem Artikel, wenn er fertig ist.

Espresso-Qualität

Die Varia VS3 mit dem Standardmahlkegel liefert soliden Espresso. Der Espresso schmeckt körperbetont und balanciert. Nuancen von komplexeren Kaffees sind weniger ausgeprägt, als der runde und insgesamt leckere Körper. Die von uns bezogenen Espressi sind rund und waren süß und lecker.

Wir würden die Varia VS3 nicht als beste Wahl für komplexere Kaffees nennen. Die Varia VS3 erscheint uns eine sehr gute Mühle mittlere Röstungen zu sein. Sie kann hier, trotz der lansgamen Geschwindigkeit schneller zum Ergebnis kommen. Gleichzeitig ist sie gut geeignet, um das in den Kaffeebohnen anlegegte Geschmackspotential abzurufen.

Die von uns gemessene Partikelverteilung ist gut. Das Hauptpeak ist mit einer Breite von 259 Micron im mittleren Bereich, wie auch der Feinanteil mit 24,6 Prozent. 

Partikelverteilungskurve der Varia VS3

Zubehör und Lieferumfang

Der mitgelieferte Dosierbecher passt nicht gut in den Siebträger, da er zu klein ist. Es ist mittlerweile ein zukaufbarer Becher bestellbar, der auch auf 58er Siebträger passt. Leider ist das aber mit Extrakosten verbunden und der mitgelieferte leistet keine gute Arbeit.

Der Durchmesser müsste kein Negativpunkt sein, wenn der Becher wie unser KM Becher auf den Siebträger aufsetzbar wäre. Dafür fehlen allerdings die kleinen Flügelchen an der Seite.

Mitgeliefert wird außerdem ein kleines Sprühfläschchen, mit dem sich Wasser vor dem Mahlen auf die Bohnen sprühen lässt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass das einen positiven Einfluss auf die Extraktion des Kaffees hat. Das mitgelieferte Fläschchen aus Glas sprühte zunächst bei uns gut vor sich hin, zeichnete dann aber während der Video-Aufnahme das zeitliche. So ist das manchmal.

Was negativ auffällt: die Mühle mag zwar kompakt gebaut sein, aber ohne ihren enormes Blocknetzteil kommt sie nicht aus. Der ist so groß wie bei vielen Laptops. Wer diesen in seiner Küche nicht unter der Arbeitsfläche verstauen kann, wird sehr schnell genervt sein. Eine Lösung hat jemand aus unserer Community für sich gefunden und sich einen 3D Rucksack für die Mühle gedruckt.

Neues Modell der Varia VS3

Wir haben die Versionen zwei und drei der Varia VS3 getestet. Das neuste Modell, das wir auch im Video besprechen, hat einen leicht stärkeren Motor und ist im Einfuhrbereich der Mühlen nicht mehr beschichtet. Einige Nutzer hatten mit der Varia VS3 Version zwei das Problem, dass der Motor für hellere Bohnen nicht stark genug. Das soll mit dem neuen Modell nicht mehr der Fall sein.

Die Beschichtung im Einfuhrschacht war zwar elegant, sorgte aber für große statische Ladungen. Reste der Kaffeebohnen klebten immer an der Seite. Das hat sich zwar verbessert, ist aber immer noch der Fall.

Statik ist ein Problem bei der Varia VS3, weshalb das Arbeiten mit Wasser-Sprühfläschchen auf jeden Fall empfohlen ist.

Geschwindigkeit bzw. Langsamkeit und Lautstärke

Die Varia VS3 ist die bisher langsamste von uns gemessene Espressomühle. Sie mahlt gerade einmal 6,7 Gramm Kaffee in 10 Sekunden. In dieser Zeit lässt sich die halbe Espressomaschine putzen. Die langsame Geschwindigkeit ist gewöhnungsbedürftig und ändert vor allem den Arbeitsrhythmus, wenn ihr bereits mit anderen Mühlen gearbeitet habt. Solltet ihr euch nicht an schnellere Mühlen gewöhnt haben, ist die langsame Mahlzeit vermutlich kein Problem.

Hinzu kommt, dass die Mühle beim Mahlen einen penetranten und eher unangenehmen Summton von sich gibt. Dieser ist mit 73 Dezibel zwar im Vergleich zu anderen Mühlen eher auf der leisen Seite, er wirkt aber unrund, eiernd und penetrant. Es ist kein eleganter Ton eine kräftigen Mühle, sondern klingt wie eine Mühle auf der letzten Spur. Das mindert das Gefühl, dass man mit einer hochwertigen und eleganten Mühle unterwegs ist.

Die sonstige Bedienung der Mühle ist stark reduziert. Ein einziger Knopf startet und beendet den Mahlvorgang.

Single Dosing Perfomance

Die Varia VS3 ist als Single Dosing Mühle gebaut. Um sich als gute Single Dosing Mühle auszuzeichnen, sollte die Mühle zwei Bedingungen erfüllen:

  1. Wenig Totraum, der nach der Mahlung in der Mahlkammer zurückbleibt.
  2. Einfache Verstellbarkeit zwischen einem Rezept und dem nächsten. Es sollte außerdem möglich sein, einfach zum Ausgangsrezept zurück zu kehren.

Der temporäre Totraum der Mühle liegt bei 1,1 Gramm Kaffee. Das ist ein guter Wert, aber an Single Dosing Mühlen haben wir einen höheren Anspruch. Um diesen zu erfüllen, haben Single Dosing Mühlen die selbst nicht leer mahlen oft einen Blasebalg, um mit Balg-Stößen währen der Mahlung die Kammer zu entleeren. Nutzen wir diesen, so kommen wir auf einen Single Dosing Totraum von 0,05 Gramm. Das ist vorbildlich.

Der Blasebalg lässt sich auch entfernen und der magnetische Deckel dann direkt auf die Mühle setzen. Allerdings sitzt er dann so fest, dass ein Entfernen nur schwerlich möglich ist. Tipp: Drehen statt ziehen, dann löst er sich einfacher. Allerdings macht die Nutzung des Blasebalgs ja Sinn, weshalb das Deckel-Szenario ohne Balg eher selten zum Einsatz kommen dürfte.

Beim zweiten Kriterium, der Mahlgradreplizierbarkeit, kann die Varia VS3 zumindest in der Partikelanalyse nicht überzeugen. Wir haben diese Messungen am Coffee Excellence Center der ZHAW in Wädenswil gemacht. Wir haben im Test 4 die Espressomahlung präzise anhand eines Standardrezeptes eingestellt. Anschließend wurde die Mühle auf Ristretto und Lungo gestellt und jeweils ein Getränk dieser Art bezogen. Für Test 7 kehren wir dann zum vorgängig eingestellten Rezept zurück und orientieren uns dabei nur an der optischen Markierung.

Die resultierende Partikelverteilungskurve weist bei unserer Messung eine sehr große Abweichung zur Vergleichsmessung auf. Insbesondere der Feinanteil war bei der Wiederholungsmessung mit 31,93 % deutlich höher als bei der Ausgangsmessung (24,58 %).

Während die Messdaten nahelegen, dass ein verstellen zwischen Rezepten weniger einfach möglich ist, haben wir in der Praxis diese starke Abweichung zwischen den Bezügen nicht erlebt. Wir interpretieren, dass insbesondere das starke Verstellen von Espresso zu Ristretto (sehr fein) dann zu Lungo (gröber) und dann wieder zurück, der Mühle nicht leichtfällt. Das ist ein Manko, was bei günstigeren Mühlen vermehrt auftaucht.

Werden nur kleine Verstellungen im Alltag gemacht und ähnliche Kaffees bzw. Röstungen verwendet, so zeigte sich die Mahlgradreplizierbarkeit in der Praxis weniger problematisch.

Fazit und Ergebnis Varia VS3

Bei aller berechtigten Kritik an der Varia VS3 sollten wir nicht außer acht lassen, dass die Mühle in Sachen Preis-Leistung kaum zu schlagen ist. Gute Espressoqualität, wenig Totraum, gute Konstanz und eine pragmatische Bedienbarkeit in einem wirklich eleganten Korpus mit hochwertiger Verarbeitung, das liefert die Mühle für 360 Euro!

Da lässt sich die langsame Mahlzeit und auch die Schwierigkeit beim Umstellen von starken Mahlgradunterschieden verkraften. Unsere Tester waren von den Varia VS3 positiv überrascht.

Die Varia VS3 ist der günstigeren Sage Smart Grinder Pro deutlich überlegen, hält gut mit DF64 mit und muss sich auch vor einer kleinen Eureka Magnifico nicht verstecken. Alles in allem eine gute und interessante Mühle!